Angesichts der großen Herausforderungen für die Europäische Union tobt auf breiter Front eine ähnliche Debatte, die sich auf die Auswirkungen der EU auf das Wirtschaftswachstum konzentriert.

Befürworter weisen meist auf wirtschaftliche Vorteile hin. Das Ausmaß dieser Vorteile ist jedoch in einigen Bereichen umstritten.

BIP-Wachstum

Ist das BIP-Wachstum ein verlässlicher Indikator zur Messung des Nutzens der Europäischen Union? Wissenschaftler der Universität von Süddänemark haben dieses Problem untersucht. Zu diesem Zweck untersuchten sie das Wirtschaftswachstum in verschiedenen EU-Ländern und verglichen es mit dem Wachstum in den USA und anderen Ländern außerhalb der EU.

Ergebnis: Es gibt keine eindeutigen Hinweise auf weiteres Wirtschaftswachstum durch EU-Mitgliedschaft. Die Produktion in der EU hat jedoch mehr oder weniger zum globalen Wachstum beigetragen.

Die Autoren der Studie stellen jedoch fest, dass die EU-Mitgliedschaft mehr wirtschaftliche Vorteile bringen kann, als es scheint. Weil das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allein nicht ausreicht, um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu messen.

Wirtschaftliche Wirkung

Einzelne Regierungen haben wiederholt Berichte in Auftrag gegeben, die belegen, wie viel reicher die Menschen dank der EU-Mitgliedschaft geworden sind. Die OECD hat die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit berechnet und prognostiziert einen kurzfristigen Rückgang des britischen BIP um 3,3%.

Dänische Ökonomen widersprechen diesen Studien nicht – sie können auf einzelne Länder angewendet werden. Nach einer sorgfältigen Untersuchung des durchschnittlichen Wachstums in der EU konnte jedoch der Schluss gezogen werden, dass kein Zusammenhang zwischen der EU-Mitgliedschaft und dem Wirtschaftswachstum besteht. Während die Europäische Union gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen kann, gibt es keine kontinuierliche Wachstumspolitik, die für alle EU-Länder gleich funktioniert.

Vielmehr wird die EU den Bürgern Vorteile bringen – zum Beispiel durch die Freiheit zu reisen, zu studieren, zu arbeiten und in jedem EU-Land zu leben. Darüber hinaus hat die EU beispielsweise einen großen Beitrag zur Stärkung der Verbraucherrechte und zur wirtschaftlichen Harmonisierung zwischen Regionen und Ländern geleistet. Diese Erfolge sind ebenso wichtig wie Indikatoren wie das Wirtschaftswachstum, auf die sich viele Studien konzentriert haben.

Wirtschaftswachstum als Ziel

Innerhalb der EU selbst bleibt das Wirtschaftswachstum bis heute ein wichtiges Ziel. Die Lissabon-Strategie 2000 sollte die EU zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsregion der Welt machen. Das aktuelle Wirtschaftsprogramm Europa 2020 zielt auf ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum ab.

Die Industriepolitik spielt eine wichtige Rolle für das Wachstum der EU-Wirtschaft. Die Industriepolitik ist weitgehend horizontal ausgerichtet und zielt darauf ab, einen Rahmen für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu schaffen. Sie lässt sich auch gut in eine Reihe anderer EU-Politiken integrieren:

  • Beschäftigung
  • Handel
  • Binnenmarkt
  • Forschung und Innovation
  • Umwelt
  • Gesundheitswesen

Die Industriepolitik der EU zielt insbesondere darauf ab, die Anpassung der Industrie an den Strukturwandel zu erleichtern und ein Umfeld für Unternehmensinitiativen und -entwicklung in der gesamten Union zu schaffen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Darüber hinaus ist es wichtig, eine effizientere Nutzung des industriellen Potenzials der Politik im Bereich Innovation, Forschung und technologische Entwicklung zu fördern.

Deutschlands Rolle für das Wachstum der Wirtschaft der Europäischen Union

Deutschland kauft eine große Anzahl importierter Waren aus dem Ausland, von denen 56% aus der EU stammen. Die Produktion von Waren schafft Mehrwert in den jeweiligen Ländern und schafft somit Beschäftigung. Die Importnachfrage aus der deutschen Industrie kommt insbesondere den Volkswirtschaften von Ländern zugute, die eng mit Deutschland verbunden sind. In Ländern wie der Tschechischen Republik, der Slowakei, den Niederlanden und Österreich generiert die deutsche Importnachfrage 7 bis mehr als 8 Prozent der makroökonomischen Bruttowertschöpfung. Damit sind mehrere hunderttausend Arbeitsplätze verbunden.

Auch andere EU-Länder profitieren von der dynamischen und starken deutschen Wirtschaft. Denn wenn die deutsche Wirtschaft stagniert, wird sich auch die wirtschaftliche Dynamik in den verbundenen EU-Ländern abschwächen. Die Berechnung des Szenarios zeigt, dass bei einem Rückgang der Inlandsnachfrage in Deutschland bis 2021 und einem unveränderten Bruttoinlandsprodukt die Produktion in anderen EU-Ländern insgesamt 25 Milliarden Euro unter der aktuellen Prognose für 2021 liegen wird. Ein Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland, beispielsweise aufgrund von Vereinbarungen über höhere Löhne, könnte das Wachstum nicht nur in Deutschland, sondern auch in der EU insgesamt erheblich verlangsamen.

Diese Ergebnisse zeigen die große Bedeutung der deutschen Wirtschaft für die EU. Die Studie bestätigt, dass die wettbewerbsfähige und schnell wachsende deutsche Industrie keine Nachteile für die EU-Partnerländer schafft. Im Gegenteil, europäische Handelspartner profitieren dank intensiver wirtschaftlicher Beziehungen von der günstigen Entwicklung Deutschlands.

Fazit

Wachsende Spannungen zwischen den Großmächten in den Handelsbeziehungen und Protektionismus, dh die Isolierung der nationalen Märkte von internationalen Wettbewerbern, stellen daher ein Problem für die europäische Wirtschaft dar. In dieser Situation muss die EU das multilaterale Handelssystem verteidigen und neue Handelshemmnisse beseitigen.

Eine ehrgeizige, offene und regelbasierte Handelspolitik stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der EU und stärkt ihre Position als attraktiver Handelspartner. Die EU sollte sich bemühen, neue Märkte zu öffnen und gemeinsame Regelungen für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in Europa zu stärken.