Ohne ausreichende Ladestationen können umweltfreundlichere Elektrofahrzeuge nicht erfolgreich eingeführt und genutzt werden. So engagieren sich der Europäische Verband der Automobilhersteller (ACEA) und der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) regelmäßig für die Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur und versuchen, konstruktiv mit Politikern zu verhandeln.

ACEA führt als Beispiel eine Einschätzung an, dass es in vielen europäischen Ländern eindeutig zu wenig Ladestationen für lange Strecken gebe.

Wie ist die aktuelle Situation in der EU?

Recherche- und Berechnungsergebnisse zeigten, dass 10 EU-Länder nicht einmal eine Ladestation für 100 Kilometer an Hauptverkehrsstraßen hatten. Alle diese Staaten mit Ausnahme von Ungarn haben auch bei Elektrofahrzeugen einen Marktanteil von unter 3.5%. Gleichzeitig verfügen 18 EU-Länder über weniger als 5 Ladepunkte pro 100 Kilometer Straße und nur 4 über mehr als zehn Ladepunkte pro 100 km.

Die führenden Länder in Bezug auf die Anzahl der Ladestationen pro 100 km 2021 sind:

Bis zum Jahr 2050 soll die EU klimaneutral werden, dazu ist ein umfassendes Gesetzespaket geplant. Bereits im Frühsommer hat die EU-Kommission einen Klimaplan „Fit for 55“ mit konkreten Vorschlägen für die Automobilindustrie vorgelegt.

Neuwagen sollen laut Plänen ab 2035 keine Kohlendioxid-Emissionen mehr haben. Bis 2030 sollen die Automobilhersteller in Europa ihre durchschnittlichen CO2-Emissionen von 95 g CO2 pro 1 km um 55% reduzieren.

Wie wird das Programm umgesetzt?

In der Praxis bedeuten die geplanten EU-Richtlinien das Ende der Verbrennungsmotoren innerhalb der nächsten 10 Jahre. Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Autohersteller Elektro- oder Wasserstoffautos in großem Umfang emissionsfrei auf den Markt bringen.

Aber die Menschen werden nicht in der Lage sein, auf emissionsfreie Autos umzusteigen, wenn es nicht genügend Ladestationen auf den Straßen gibt, auf denen sie fahren. Wenn EU-Bürger 200 Kilometer oder mehr zurücklegen müssen, um eine Ladestation zu finden, ist nicht zu erwarten, dass sie bereit sind, ein Elektroauto zu kaufen.

Daher muss der Ausbau der Infrastruktur in möglichst kurzer Zeit EU-weit vorangetrieben werden. Die Fortschritte in einigen Ländern sind bereits ermutigend, sollten aber nicht vom ungünstigen Zustand des Ladenetzes in anderen EU-Ländern ablenken.

Heute unterscheidet sich der Kontrast zwischen den Niederlanden, dem Land mit der höchsten Anzahl an Ladestationen (47,5 pro 100 km) und Litauen (im Durchschnitt 1 Ladestation pro 450 km) oder Polen (8-mal größer, aber nur 1 Ladestation pro 230 km).

Das aktuelle EU-Projekt zur Infrastrukturregulierung für alternative Kraftstoffe ist mit den Ambitionen der Kommission hinsichtlich der CO2-Emissionsziele nicht vereinbar. ACEA unterstützt die Einführung dringend notwendiger verbindlicher Ziele für Tank- und Ladestationen in einzelnen Mitgliedsstaaten, diese müssen jedoch deutlich verschärft werden, um die notwendigen Ziele zu erreichen. ACEA fordert deshalb das Europäische Parlament auf, diese Gelegenheit zu nutzen, um das richtige Umfeld für die Elektromobilität zu schaffen.

„Fit for 55“ und Zero Emission Fahrzeuge ab 2035

In 20 Jahren soll die EU klimaneutral werden. Dazu wurde in Brüssel ein Klimaplan „Fit for 55“ mit bestimmten Vorschlägen vorgelegt. Er beinhaltet unter anderem neue Ziele für die Automobilindustrie, die in naher Zukunft das Ende der Verbrennungsmotoren markieren werden. Ab diesem Zeitpunkt wird für konventionellen Kraftstoff ein CO2-Zuschlag erhoben.

Um dem Anstieg der Emissionen des Straßenverkehrs entgegenzuwirken, bedarf es eines Maßnahmenpakets zur Ergänzung des Emissionshandels. Strengere CO2-Emissionsstandards für Pkw und Transporter werden daher den Übergang zur emissionsfreien Mobilität beschleunigen, indem die durchschnittlichen Emissionen von Neufahrzeugen ab 2030 um 55% und ab 2035 um 100% im Vergleich zu 2021 gesenkt werden. Damit werden laut „Fit for 55“ alle neu zugelassenen Autos ab 2035 emissionsfrei sein.

Welche europäischen Länder haben die meisten Elektrofahrzeuge?

Dennoch kommen in Europa jedes Jahr immer mehr Elektrofahrzeuge auf die Straßen. Die Gesamtzahl der Neuzulassungen von 97.000 im Jahr 2017 wurde im September 2018 überschritten. Die Zahl der Neuzulassungen lag Ende 2018 bei rund 100.000. Das war ein neuer Rekord und ein großer Erfolg für die Elektromobilität, wenn man den Anfang bedenkt: 2010 gab es in Europa erst 700 Neuzulassungen.

Deutschland verzeichnet heute eine Rekordzahl an Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen – rund 267.300 zugelassene Elektrofahrzeuge im Jahr 2021, was deutlich mehr als im gesamten Vorjahr ist. In den Niederlanden ist die Situation heute ähnlich. Die Zahl der E-Cars ist hier viel höher als in anderen EU-Ländern. Neben Leistung, Design oder Marke gibt es für europäische Käufer Vergünstigungen beim Kauf und Betrieb eines Elektrofahrzeugs.