Ein weiterer ungewöhnlich heißer und trockener Sommer ist vorbei und wir hatten die Gelegenheit, erneut zu verstehen, wie anfällig Deutschlands Infrastruktur für die globale Erwärmung ist. Die Meridionalströmung – so lässt sich die vorherrschende allgemeine Wetterlage charakterisieren. Und wie es für meridionales Wetter typisch ist, gibt es 2 Möglichkeiten:
- entweder macht die Süd-Nord-Strömung das Wetter zu warm
- oder erzeugt eine Nord-Süd-Strömung kühlere Temperaturen
Wie lässt sich das Sommerwetter 2022 beschreiben? Warum hatten wir wieder einen sehr heißen Sommer?
Fast unerträgliche Hitze
Obwohl es Anfang Juli zu einem kurzzeitigen Absinken der Lufttemperatur kam, herrschte von Juni bis August in ganz Deutschland eine ausgeprägte Neigung zu Hitze und Dürre. Die intensive Hitze hat in vielen Flüssen und Seen zu Niedrigwasser geführt.
Auf regionaler Ebene wurden historische Tiefststände verzeichnet. Trockenes Wetter mit heißer Luft förderte in vielen Seen das Wachstum von Blaualgen. Zudem brannten zeitweise Trockenwälder und verursachten Rekord-Waldbrände, die es so in Deutschland noch nie gegeben hatte. Das Wetter hat die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt.
Wurden extreme Wetterbedingungen festgestellt?
Na sicher! So erreichte die Temperatur am 20. Juli über Mergentheim, Bad Neunkirchen, Baden-Württemberg +40,3 Grad, das ist der höchste Wert für den ganzen Sommer. Temperaturen über +35 Grad Celsius werden üblicherweise als Wüstentage definiert, während es im Sommer 2022 überproportional viele davon gab.
Für uns gab es im Sommer 2021 eine kurze Dürrepause, angesichts der trockenen und heißen Sommer 2018, 2019 und 2020. Doch ab dem Frühjahr 2022 bis zum Ende des Sommers nahmen Hitze und Dürre deutlich zu.
Wichtig, diesmal spielte die westliche Wetterlage fast keine Rolle. Globale Erwärmung, mehr Hitze und Dürre, weniger Regen und Schnee – all dies ist auf schwachen Golfstrom und meridionale allgemeine Wettermuster zurückzuführen.
Wie sehen die Prognosen für die Zukunft aus?
Obwohl die warme Jahreszeit allgemein als „Sommerloch“ bekannt ist, machten die diesjährigen meteorologischen Ereignisse und ihre Folgen Schlagzeilen:
- historische Dürre im Westen
- zahlreiche Rekord-Waldbrände
- Niedrigwasser und trockene Flüsse
- Invasion von Blaualgen
- Trinkwasserknappheit
- Hitzerekorde in Norddeutschland bis an die Küste
Diese Phrasen sind heute so alltäglich wie regionale Starkregen und Überschwemmungen.
Die Extremwerte des vergangenen Sommers schlagen sich in der Klimastatistik des Landes nieder. Der Sommer 2022 war der sonnigste in Deutschland, der sechsttrockenste und einer der vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. In Zeiten des Klimawandels werden wir voraussichtlich bald typische Sommer- und typische europäische Wettermuster erleben.
Seit wann werden extreme Temperaturen beobachtet?
In den vergangenen 30 Jahren hat sich Deutschland um etwa 1,1 Grad erwärmt. Das hat winterliche Wetterereignisse unterhalb von etwa 500 Metern immer unwahrscheinlicher gemacht und die Zahl der Tage mit Temperaturen über 35 Grad im Sommer erhöht.
Auffällig ist auch, dass der langjährige mittlere Niederschlagstrend seit etwa 2003 rückläufig ist. Gibt es Verbindungen, die zu solchen Ergebnissen führen?
Das Erste, was auf Klimakarten zu bemerken ist, ist ein linearer Temperaturanstieg. Es ist daher leicht anzunehmen, dass es bei der statistischen Vorhersage der Temperaturentwicklung in der Zukunft noch höher werden wird. Seit 2003 nehmen die Niederschläge parallel ab, und auch dieser Trend hat eine lineare Entwicklung. Hitze und zunehmende Trockenheit könnten in den kommenden Jahren zum Problem werden.
Somit können wir die Frage beantworten: Was verursacht einen Temperaturanstieg und einen Rückgang des Niederschlags? In Mitteleuropa herrschten seit jeher westliche Wetterbedingungen. Ein gemäßigter und abwechslungsreicher Sommer war die Regel, über 30 Grad Celsius die Ausnahme.
Dieses Westwetter sorgte stets für reichlich Niederschläge, Hitze oder Trockenheit spielten nur eine untergeordnete Rolle. Seit 2010 ist jedoch festzustellen, dass westliche Wetterbedingungen häufiger in europäischen Wettervorhersagen fehlen.
So gab es seit 2018 etwa 28 Monate in Folge keine nennenswerten Westwetterlagen, und auch in der jüngeren Vergangenheit konnten in Deutschland keine durchgängigen Westwetterlagen beobachtet werden. In den vergangenen 4 Jahren gab es fast keine für Deutschland so typische Westwetterlage. Stattdessen wird das Wetter hier zunehmend von meridionalen Wettermustern dominiert. Das heißt, das Strömungsmuster ist zonal nicht von West nach Ost, sondern von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord.
Mitverantwortlich für meridionale Wetterlagen sind auch Hochdrucksysteme, die sich weit nach Norden ausdehnen und so die Entwicklung eines gut funktionierenden Tiefdruckkanals in der atlantischen Frontalzone verhindern. Stattdessen staut sich die Niederdruckaktivität und bewegt sich nach Süden. Ob es über Deutschland, der Schweiz und Österreich einen Nord-Süd- oder einen Süd-Nord-Meridionalstrom gibt, hängt maßgeblich davon ab, wo sich das Maximum befindet.