Die Ereignisse in der Welt bewegen sich immer noch in einem extrem schnellen Tempo. Dies kann sich nur auf die Börse auswirken. Die Inflation wird in absehbarer Zeit eines der Hauptprobleme sein. Die Aktienmärkte dürften in einem Umfeld großer Unsicherheit volatil bleiben. Wie wird der Sommer 2023?

Es wird mit hoher makroökonomischer Unsicherheit gerechnet

Die Phase geringer makroökonomischer Volatilität im Jahr 2023 sollte vorüber sein. Da die Dynamik der Inflation nicht gut verstanden wird, werden die dämpfenden wirtschaftlichen Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik erst nach einigen Quartalen sichtbar.

Strukturelle Faktoren wie Deglobalisierung und Klimawandel beeinflussen zunehmend die wirtschaftliche Dynamik. Experten sagen 3 Szenarien für 2023 voraus:

  • Ein anhaltender Rückgang der Inflation, was sich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken würde
  • Stagnation, die wiederum von den meisten Instituten prognostiziert wird
  • Eine globale Rezession, in der die Inflation nur leicht sinkt

All diese Szenarien könnten jedoch in den kommenden Monaten abwechselnd die Finanzmärkte antreiben.

Noch Anfang 2023 überwog bei den Anlegern im Gegensatz zu Kommentatoren und Analysten Optimismus. Aktien- und Anleihenkurse stiegen. In Europa führten der rasche Rückgang der Energiepreise und steuerliche Stützungsmaßnahmen zu einer Verbesserung der Wirtschaftsleistung.

Gleichzeitig verdichteten sich Anfang März die Anzeichen einer Stagnation. Daher befürchten alle eine schwere Rezession im nächsten Sommer.

In China signalisieren eine unerwartet schnelle Abkehr von einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Neuinfektionen und selektive Maßnahmen zur Stützung des Immobiliensektors eine konjunkturelle Erholung im ersten Halbjahr. In den USA wird jeder Rückgang der Inflation als Zeichen einer weniger restriktiven Geldpolitik interpretiert als befürchtet.

Zuletzt führte eine Erhöhung des durchschnittlichen Stundenlohns im Dezember, die allerdings niedriger als erwartet ausfiel, zu einem Anstieg der Marktpreise. Im Laufe des Jahres werden jedoch potenzielle Enttäuschungen erwartet.

Geldpolitik wird unterschiedlich interpretiert

In fast allen Weltregionen wurden die Leitzinsen angehoben, vor allem in den USA. Die starke Anhebung der Fed in einem so kurzen Zyklus im Jahr 2022 könnte als historisch bezeichnet werden.

Die derzeitige Diskrepanz zwischen Markterwartungen und Aussagen der Zentralbanken zur Geldpolitik und zur Inflationsentwicklung ist sicherlich frappierend. Ab Sommer 2023 rechnet der Markt nicht mit einer weiteren Erhöhung der EZB-Zinsen in Europa. Wenn wir von den USA sprechen, dann wird hier sogar mit der ersten Fed-Zinssenkung gerechnet. Auf der anderen Seite gibt es Aussagen von Notenbanken, die von weiteren Zinserhöhungen sprechen.

Doch was könnte eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA und der Eurozone bedeuten? Steht eine große Rezession bevor? Darauf weist der wichtige „Leading Indicator“ der bekannten amerikanischen Nichtregierungsorganisation Conference Board hin.

Die derzeit inversen Zinskurven haben einen ähnlichen Punkt erreicht. Auch die Zinsen für kurzfristige Staatsanleihen sind höher als für langfristige.

Eine zumindest milde Rezession ist also wahrscheinlicher als eine sanfte Landung der westlichen Wirtschaft. China hingegen könnte 2023 wieder steigen. Dabei war und bleibt die große Unbekannte der Beitrag des Immobilienmarktes zum Wachstum.

Was ist also besser – Aktien oder Anleihen?

Nach einem historisch schwarzen Jahr scheint der langjährige Abwärtstrend der Anleiherenditen beendet zu sein. An den Kapitalmärkten ist aufgrund steigender Zinsen inzwischen von einer Art „Renaissance der Anleihen“ die Rede.

Allerdings sind Anleihen aufgrund der weiter steigenden Inflation immer noch deutlich negativ. An den Aktienmärkten gehörte 2022 nur der Öl- und Gassektor zu den Leadern. Die größten Verlierer sind Technologien, Immobilien und Einzelhandel.

Es ist möglich, dass sich die Aktienmärkte im Jahr 2023 positiv entwickeln. Entscheidend wird in diesem Zusammenhang jedoch die konjunkturelle Entwicklung sein, also ob und in welchem ​​Ausmaß es in diesem Jahr zu einer Rezession kommen wird.

Was bedeutet das alles für Investoren?

Anleger sollten 2023 mit weiteren Zinserhöhungen der Zentralbanken und einer hohen, aber rückläufigen Inflation rechnen. Darüber hinaus würde es sich lohnen, von der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, der Instabilität an den Kapitalmärkten und den weiterhin schwerwiegenden geopolitischen Herausforderungen auszugehen.

Wichtig sind ein langfristiger Anlagehorizont und eine hohe Diversifikation sowohl nach Regionen als auch nach Anlageklassen. Aktien sorgen natürlich immer noch für einen realen langfristigen Kapitalerhalt.

Es ist schwierig, genau vorherzusagen, wie der Sommer 2023 aussehen wird und welche Ereignisse ihn am stärksten beeinflussen werden. Alles hängt von mehreren Faktoren wie der wirtschaftlichen Entwicklung, der politischen Situation, den klimatischen und ökologischen Bedingungen ab. Das Vorhandensein anderer unvorhersehbarer Faktoren kann die vorherrschenden Bedingungen radikal verändern. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln wird.