Dass es in der Bau- und Immobilienbranche nur aufwärts geht, sind wir alle gewohnt. Doch ab 2022 wurden die Aussichten plötzlich weniger rosig. Das spüren nicht nur Gebäudeeigentümer und Mieter, sondern auch die Mitarbeiter.

Lesen Sie weiter und informieren Sie sich über die Prognose für die Bauwirtschaft in den kommenden Jahren sowie über die weitere Entwicklung der Baubranche und der Baukonjunktur.

Bedeutet das einen Rückschritt für die Baubranche?

Die negativen Wachstumskurven in der Baubranche sind nicht mehr zu leugnen. Der Boom musste irgendwann enden. Die wichtigsten treibenden Kräfte sind heute steigende Zinsen, Inflation und teure Baumaterialien. Darüber hinaus wird die Stimmung am Baumarkt von der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung bestimmt.

Viele, die kürzlich einen Bau geplant haben, gehen dabei mit großer Vorsicht vor. Projekte, insbesondere im Wohnungsbau, werden immer wieder verzögert oder ganz abgesagt.

Nach Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) signalisiert der Auftragsrückgang einen starken Einbruch im Neubau. Nach Schätzungen des Verbandes wurden im Jahr 2023 etwas weniger als 300.000 Wohnungen fertiggestellt, doch im Jahr 2024 wird dieser Indikator den Prognosen zufolge die Marke von 250.000 nicht überschreiten.

Bauwirtschaft in den letzten Jahren zeigte alarmierende Anzeichen

Zu Beginn des Jahres 2019, während der Pandemie, waren die Prognosen für die Baubranche nicht sehr optimistisch. Doch entgegen den schlimmsten Erwartungen erwies sich der deutsche Bausektor im Jahr 2020 als Stützpfeiler der Wirtschaft. Auch im Jahr 2021 stiegen die Gewinne in der Baubranche.

Im Jahr 2022 wurde der Weltmarkt durch neue Ereignisse und damit verbundene Krisen erschüttert. Gründe hierfür waren nicht nur Rohstoffknappheit und schnelle Preisänderungen, sondern auch die Energiekrise. Die Entwicklung der Bauwirtschaft 2022 war von Zurückhaltung und Unsicherheit geprägt. Dies spiegelte sich in einem Rückgang der Auftragseingänge wider.

Das Wachstum der Bauindustrie 2021 schlug stark in einen Rückgang um

Laut ZDB lag der Umsatz der Baubranche im Jahr 2021 bei rund 145 Milliarden Euro, was einem Umsatzplus von 1,2 % entsprach. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht aussagekräftig. Berücksichtigt man nämlich die Preisdynamik von 7,4 %, dann wird die reale Umsatzentwicklung bei -6,3 % liegen.

Die Baubranche konnte 2021 2,15 % mehr Mitarbeiter einstellen. Insgesamt waren über 910.000 Menschen beschäftigt. Gleichzeitig konnten sogar mehr Bestellungen verzeichnet werden. Davon waren vor allem der Wirtschafts- und Wohnungsbau betroffen.

Die erwartete Entwicklung der Bauwirtschaft im Jahr 2021 wurde durch mehrere Schlüsselfaktoren beeinträchtigt:

  • Lieferengpässe, Steigende Preise für Holz und andere Baustoffe
  • sinkende Mietrenditen sowie abnehmende Bauflächen
  • und damit einhergehend steigende Baukosten

Die damalige Prognose für die Bauwirtschaft für 2022 lautete auf ein Nettowachstum von 0,1 %. Eine schnelle Erholung nach der Corona-Pandemie wurde vorhergesagt. Doch dann kam alles anders als geplant.

Die negative Entwicklung der Bauwirtschaft setzte sich 2022 fort

Die Bauwirtschaft im Jahr 2022 hatte keine großen und weitsichtigen Perspektiven. Probleme im Zusammenhang mit der globalen Wirtschaftslage, anhaltende Preissteigerungen und Rohstoffknappheit haben sich negativ auf die Entwicklung ausgewirkt.

Im Herbst 2022 hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie die Prognose für einen Umsatzrückgang für das Gesamtjahr 2022 nach unten angepasst. Sie fiel von real 0 % bis -2 % auf -5 %. Trotz der hohen Auftragslage hatte die Baubranche im Jahr 2022 mit der Inflation zu kämpfen. Dies wiederum führte dazu, dass für das gleiche Geld weniger Bauprojekte umgesetzt werden konnten.

Steigende Material- und Energiekosten sind nur einige der Faktoren, die heute für Verunsicherung in der Baubranche sorgen. Dies spiegelt sich unter anderem in einem Rückgang der Bestellzahlen wider.

Was kommt als nächstes: Prognose für die Baubranche

Es ist schwierig, Prognosen für die Baubranche für das kommende Jahr abzugeben. Grund hierfür ist die unsichere gesamtwirtschaftliche Lage. Folgendes sollte hier noch hinzugefügt werden:

  • steigende Energiepreise
  • Versorgungsschwierigkeiten
  • Mangel an Rohstoffen

Trotz einer erfolgreicheren Erholung nach der Corona-Pandemie musste die Baubranche in den Jahren 2022–2023 einige Rückschläge hinnehmen.

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist ein weiterer negativer Faktor, der sich auf die Baubranche auswirken wird. Alternative Lösungen zur Ressourcenschonung und Optimierung von Prozessen – beispielsweise durch die Digitalisierung im Baubereich – werden in Zukunft von großer Bedeutung sein.

Laut EY Parthenon, der globalen Strategieberatungssparte von Ernst & Young, ist die Hoffnung auf eine Erholung nicht völlig verloren. Eine Steigerung des Hochbaus ist in den Jahren 2024–2025 möglich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Die Strategieexperten gehen davon aus, dass im Jahr 2024 eine stabile Wachstumsrate von 1,7 % möglich ist. Allerdings wird diese Zahl von der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft abhängen.